Jack McCool
Name: Jack McCool;
Beruf: Feuerwehrmann / Soldat;
System: Delta Green
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„Rennt zum Wohnzimmerfenster, schnell….!“ Das waren die letzten Worte, die Max von seinem Vater hörte. Dann verstummte seine Stimme – für immer. Hinter Max, seine Mutter. Panisch und hustend. Die ganze Wohnung, ein Flammenmeer. Der dicke und dunkle Qualm erstreckte sich fast bis zum Fußboden. Die beiden tasteten sich so schnell sie konnten an verbliebenen Einrichtungsgegenstände zum Wohnzimmerfenster. Als seine Mutter es öffnete, erhob sich die Feuerwalze im Raum mit tiefem Stöhnen und lauten Knistern. „Wir müssen springen!“ sagte sie gestresst zu ihrem Sohn. Als Max rausschaute, sah er unten dutzende Feuerwehautos mit wild blau-rot blinkenden Lichter. Einige Feuerwehrleute standen unten und schauten immer wieder hoch. Als sie die beiden am offenen Fenster sahen, deuteten die Uniformierten auf sie und eilten mit einem Sprungtuch unters Fenster. „Spring Max!“ forderte seine Mutter ihn auf und hob ihren Sohn dabei auf Fensterbrett. Das Feuer hinter ihnen fraß sich unaufhaltsam durch den Raum. Es wurde immer heißer. Aber Max schüttelte angsterfüllt und völlig apathisch den Kopf. Doch seine Mutter ließ ihm keine Wahl. „Du zuerst! Ich springe dann direkt nach dir! Versprochen!“ Mit diesen Worten gab sie ihrem Sohn einen Schubs und Max konnte sich nicht mehr halten und fiel nach unten. Wie in Zeitlupe fiel er in Richtung Boden. Im Augenwinkel sah er noch den Kopf seiner Mutter aus dem Fenster gelehnt. Sie wollte sichergehen, dass ihr Sohn sicher unten ankommt.
Ein dumpfer Schlag und ein wiederholtes Wippen bremsten Max sicher im Sprungtuch. Einer der Feuermänner, der sich kurz als Jonas vorstellte und das Gespräch zum geretteten Max suchte, zog ihn zu sich und half ihm vom Tuch runter. Dann schaute Max hoffnungsvoll nach oben, denn seine Mutter sollte gleich im Anschluss folgen. Doch sie war verschwunden. Da war niemand mehr am Fenster. Stattdessen schlugen meterhohe Flammen aus der schwarzen Öffnung, welches ein Tor zur Hölle sein musste.
Jonas redete auf Max ein, doch dieser starrte nur nach oben. Er hörte zwar die Stimmen reden, nahm aber nichts davon auf. Er war geistig ganz woanders. Seine Mutter. Sie würde ganz bestimmt gleich springen. Nur noch ein paar Sekunden. Nichts. Dann spürte Max, wie ihn jemand hochhob und wegtrug. Er wehrte sich anfänglich. Doch seine Kräfte verließen ihn nach und nach. Das er am ganzen Oberkörper teils schwere Verbrennungen hatte, merkte er nicht. Seine körperliche Wahrnehmung war taub. Vom Adrenalin kaltgestellt. Einfach abgeschaltet. Die Erinnerungen, was dann geschah, blass und schwach. Wie ein Schutzmechanismus blendete sein Verstand die Ereignisse der kommenden Monate aus. Zu viel Schmerz und Leid. Körperlich als auch psychisch.
Plötzlich ertönt von irgendwoher leise der Song „Burning Down The House“ der Talking Heads. Langsam wird der Song lauter. Der Radiowecker. Pünktlich, 0520 Uhr. Max grummelt aufwachend in sein Kopfkissen. Seine Gedanken beginnen sich zu sammeln: Wieder dieser Traum. Immerhin die Wahrheit. Keiner dieser Albträume, von denen man schweißgebadet wach wird. Nachdenklich, wie oft nach solchen Träumen, steht Max auf und nimmt eine erfrischende, kalte Dusche. Zum Frühstück gibt es einem großen Pot schwarzen Kaffee und Schoko-Müsli. Da Max diese Woche 3 bis 4-mal ins Fitnessstudio gehen mag, und einen Termin bei seinem Tätowierer wahrnehmen muss, studiert er dabei aufmerksam seinen Dienstplan für diese Woche. Seit der Einstellung des Space Shuttle Programms im Jahre 2011 wurde an seinem Stützpunkt, dem vom John F. Kennedy Space Center (KSC) südöstlich gelegenen Cape Canaveral Air Force Station (CCAFS) der U.S. Air Force, vieles umstrukturiert.
Früher, Anfang der 1950er, war das CCAFS bekannt für die dort erstmals startenden Bumper-Raketen, die der Erprobung eines Hyperschallfluges für militärische Testzwecke in der oberen Atmosphäre dienten. Später, in der Zeit ab 1956 wurden mehrere Starts mit militärischen Jupiter-, Vanguard-, Thor- und Atlas-Raketen durchgeführt. Mit einer Jupiter-Rakete wurde am 31. Januar 1958 der erste US-amerikanische Satellit Explorer 1 in den Weltraum befördert. Auf den Redstone- und Atlas-Raketen aufbauend wurde mit Mercury das erste bemannte Programm unter der Leitung der 1958 gegründeten NASA entwickelt. Von da an starteten regelmäßig Raketen, auch die ersten bemannten Apollo Missionen wurden von diesem Standort ins All geschickt. Doch nach den Space Shuttle Katastrophen der Challenger und der Columbia, sowie dem Ende des Kalten Krieges, wurde das Geschäft mit den Weltraumflügen für die Regierung unrentabel und schlussendlich 2011 abgesetzt. Von da an wurde der CCAFS modernisiert und mit der Patrick Space Force Base (PSFB) zusammengelegt.
Der Stützpunkt beheimatet mittlerweile das 45th Space Wing, dessen Angehörige alle unbemannten Raketenstarts der Cape Canaveral Space Force Station durchführen und untersteht der Weltraumwaffe (Space Force). Daneben ist hier das 960th Rescue Wing stationiert, das mit HC-130J und HH-60M ausgerüstet ist und der U.S. Air Force unterstellt ist. Ein dem Department of State unterstellte Einheit, das Office of Aviation des Bureau of International Narcotics and Law Enforcement Affairs betreibt hier ebenfalls einige Luftfahrzeuge. Somit umfasst der gesamte Stützpunkt fast 1300 Mitarbeiter und Angehörige, die auch hier leben und wie in einer Kleinstadt organisiert sind.
Unter der Hoheit der U.S. Air Force Fire Protection ist auch die am CCAFS stationierte FP-512 Aircraft Rescue Firefighting Devision im Einsatz. Hier dient Max seit etlichen Jahren mit Beginn der Grundausbildung seinem Land. Die FP-512 ist spezialisiert auf Sondereinsätze bei Flugzeugabstürzen, Bekämpfung von Gefahrgut sowie Suche und Rettung in Kampfgebieten. Diese Sondereinsätze erfordern eine zusätzliche Ausbildung und Zertifizierung der Soldaten, um sie durchzuführen. Meist werden dazu spezielle Werkzeuge und Ausrüstungen eingesetzt, nicht selten auch schwere Gerätschaften bis hin zu schweren Maschinen, wie Bulldozer oder Kranwägen. All das erfordert eine gewisse Erfahrung und auch einen routinierten Umgang mit all diesen Gerätschaften. Da diese oft recht schwer und sperrig sind, ist auch eine gewisse körperliche Fitness Grundvoraussetzung für diesen Knochenjob.
Ein Knochenjob, für den Max gerne und oft an seine Grenzen geht – und wenn es sein muss, auch darüber hinaus. Schon öfters landete er nach einem Einsatz mit Rauchvergiftungen, Brandwunden oder Verätzungen im Krankenhaus. Doch um ein Leben zu retten, heißt es eben manchmal etwas zu riskieren, die Zähne zusammenzubeißen und Schmerzen auf sich zu nehmen. Stolz blickt Max auf einige Belobigungen und Auszeichnungen an der Wand, die er über die Jahre verliehen bekam. Und auch wenn es das ist, was er in seinem Leben immer machen wollte, einige der Wunden bleiben. Manche oberflächlich. Manche tiefer. Einige sogar so tief, dass sie beginnen, dein Leben zu beeinflussen und zu verändern. Max´s Gedanken schweifen wieder ab. Sein Blick fällt auf ein altes Familienfoto neben seinen Anerkennungen. Es ist das letzte gemeinsame Bild mit seinen Eltern, welches kurz vor ihrem Tod aufgenommen worden ist. Es ist auch das einzige Erinnerungsstück was ihm von ihnen geblieben ist. Alles andere wurde in jener Nacht Opfer des Feuers. Verschlungen von der lodernden Glut, die nichts als Asche und Zerstörung übrigließ. In der Feuernacht brannte der gesamte 40 Parteien-Gebäudekomplex binnen vier Stunden bis auf einige Grundmauern nieder. Und das obwohl die Rettungskräfte schnell vor Ort waren und übermenschliches leisteten. Die Untersuchungen ergaben, dass die Wohneigentumsgesellschaft es nicht für nötig hielt, funktionierende Feuerlöscher und eine Sprinkleranlage zu installieren, trotz Vorschrift. Auch wurden durch nicht genehmigte Parkplätze die Anfahrt und der Zugang zum Gebäude erschwert. Die Innenwandfarbe auf Lackbasis tat ihr Übriges, diese fungierte als Brandbeschleuniger und binnen kürzester Zeit brannte so das gesamte Gebäude lichterloh.
121 Menschen fanden in dieser Nacht den Tod. Nur vier konnten gerettet werden und überlebten. Max war einer von ihnen, wenn auch mit teils schweren Verbrennungen. Unter den Opfern waren auch zwei junge Feuerwehrmänner, die sich todesmutig in die Flammen wagten, um Menschenleben zu retten. Doch sie kamen nicht zurück. Das Feuerinferno verschlang sie ohne Gnade. Für Max sind diese beiden Feuerwehrleute die Helden der Nacht. Er begriff lange nicht, wie sich Rettungskräfte für fremde Menschen in Gefahr begeben und dabei ihr eigenes Leben aufs Spielt setzten können. Doch mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass er genau solchen Menschen sein Leben in jener Nacht zu verdanken hatte. Ohne diese selbstlosen Helfer, wäre er selbst in den Flammen umgekommen. Das war für Max der Grund, etwas zurückzugeben. Mit seinem gerettenem Leben anderen zu helfen. Etwas Positiven zu bewirken. Es beschloss Feuerwehrmann zu werden. Und durch die heimatliche Nähe zum Cape Canaveral Air Force Station der U.S. Air Force, ergab es sich, dass er dort seine Grundausbildung absolvierte und dort den Army Firefighters, Company FP-512, der U.S. Air Force Fire Protection beitrat.
Ein weiterer Grund dort hinzugehen war sein damaliger Retter, Jonas Strokes. Dieser ist ebenfalls ein Army Firefighter, und zum damaligen Zeitpunkt Frischling in der FP-521 gewesen. Der Kontakt zwischen Retter und Gerettetem blieb über die Jahre erhalten und war sicherlich auch ausschlaggebend, dass Max sein Lebensweg in Richtung Rettungshelfer einschlug. Mittlerweile ist Jonas der Leiter der FP-512, Chief, und somit Max´s direkter Vorgesetzter. Da der Umgang in den Einheiten sehr kameradschaftlich und respektvoll abläuft, gibt es keine direkte Kluft zwischen Vorgesetzten und niederen Dienstgraden. Daher trifft man sich auch öfters nach der Arbeit zum Essen oder an der Bar. Einige der FP-512, so auch Max, sind Mitglieder der „Dirty Rockets“, dem Dart-Team der NASA, und gehen so auch gemeinsam eines ihrer Hobbies nach.
Als Staatsdiener gelten Max´s Aufgaben als Army Firefighter primär der Feuerwacht. Nebenher absolvieren die Firefighter-Einheiten aber auch gewöhnliche Aufgaben des Militärs, denn sie sind Soldaten im Sinne der U.S. Army. Sie müssen auch die Grundausbildung zum Soldaten, wie jeder andere G.I. durchlaufen. So werden sie für die Spezial-Einsätze, die nur die U.S. Army betreffen, mit den Besonderheiten vertraut gemacht.
Aber dennoch passieren manchmal Dinge, die einem in keine Schulung beibrachte. Neben viel Improvisations-Können und schneller Auffassungsgabe der Firefighter, um sich den Extrem-Situationen rasch anpassen zu können, gibt es dennoch Dinge, die unerklärbar bleiben. Vor ein paar Jahren ist Max auch etwas, so eine Art „Begegnung der Dritten Art“ passiert. An einer Unglückstelle eines abgestürzten Kampfjets der US-Airforce sah Max zwei Schattenwesen aus dem verunglückten Cockpit steigen, die dann emporstiegen und verschwanden. Die Untersuchungen des Vorfalls sind bis heute nicht abgeschlossen, da kein technischer Defekt am Flugzeug gefunden wurde und die beiden getöteten Kampfpiloten unverletzt, aber gänzlich dehydriert tot in ihren Sitzen geborgen wurden. Das Thema wurde seither totgeschwiegen, niemand will etwas gesehen haben. Alle Beteiligten wurden zum Schweigen verurteilt. Die Unterlagen zu dem Vorfall sind auf mysteriöse Weise verschwunden. Eine Aktennotiz davon gibt es mittlerweile auch nicht mehr. Für Max ist es jedoch eindeutig, dass er etwas Unerklärbares gehen hat. Aber an Übernatürliches glaubt er nicht. Drum ist für ihn das Thema auch nicht weiterverfolgt worden. Auch zum Willen seiner Vorgesetzten.
Fortsetzung folgt...